Die nun getroffene Vereinbarung über die Anhebung der Mindestgage am Theater um 35% (!) ist ein Anschlag der Mitt-Dreißiger-Generation auf alle Jüngeren, die am Ende ihrer Ausbildung erheblich weniger freie Stellen vorfinden werden, gegen alle Älteren, deren Arbeit plötzlich wenig wert ist, und gegen die kleineren Theater, deren Existenz durch den nun notwendigen Stellenabbau gefährdet wird. Zur Finanzierung des Ganzen auf die jeweiligen Träger zu verweisen, die diesen gewaltigen Tarifsprung ausgleichen sollen, ist entweder Naivität oder Heuchelei. Diejenigen, die sich jetzt auf die Schulter klopfen, feiern einen Pseudosieg, der von krassem Gruppenegoismus geprägt ist. Nicht einmal die Lokführer haben sich das getraut – und von denen gibt es nicht Hunderte von Bewerbungen auf jede freie Stelle. Wie der Bühnenverein, in dem ja auch die kleinen Theater und die Träger organisiert sind, sich in diesen Verblendungszusammenhang ziehen lassen konnte, ist vollkommen unverständlich. Ein billiger Triumph, für den die zahlen, die nicht mit am Tisch saßen.
aus dem Programmheft
Handwerk, Seele, Übermut öffnen.pngHerunterladen