Appell an die Kolleginnen und Kollegen
Das alles beherrschende Stichwort zum Thema Theater ist zur Zeit der tatsächliche (oder einfach nachgeplapperte) Publikumsschwund, verbunden mit viel Lamentieren, Pessimismus und den merkwürdigsten Begründungsversuchen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Theaters. Damit muss Schluss sein! Unerträglich, im Radio ratlose und depressive KollegInnen zu erleben, ohne kraftvolle, selbstbewusste Antworten. So ernten wir vielleicht Mitleid, aber sicher keine Neugier oder politische Unterstützung. Es gibt durchaus Gegenbeispiele, das Theater Regensburg zum Beispiel (und wir sind nicht die einzigen). Unser Haus ist voll, bis zum Beginn der Pfingstferien schwankte die Auslastung um die 90% – quer durch alle Sparten. Jetzt wird es sommerbedingt etwas schwieriger, aber für die Ausrufung einer desaströsen Zeitenwende ist das Theater definitiv nicht der passende Gegenstand. Wir haben unser Abo-Publikum während der Pandemie nicht jahrelang ignoriert, wir bieten einen zeitgenössischen, relevanten Spielplan und wir verfügen über eine enge Bindung zu unserem Publikum. Wenn Plätze leer bleiben, ist eine ehrliche Ursachenforschung nötig, keine verschwurbelte Untergangsstimmung! Weder sitzen die Leute traumatisiert zu Hause herum und haben verlernt, ins Theater zu gehen, noch sind wir angewiesen auf festangestellte Wissenschaftsgrößen, die unseren Weg der Kunstproduktion endlich mal neu erfinden wollen. Dies ist keine Zeit für Kleinmut!